Partnerschaft soll Marktreife vorantreiben

Primagas sichert sich Zugang zu erneuerbarem Dimethylether aus Biogas
Anfang Juni 2025 hat der Flüssiggas-Versorger Primagas mit der ARCUS Technologie GmbH einen Letter of Intent für erneuerbaren Dimethylether (rDME) unterzeichnet. Mit der FlexDME-Technologie hat das Unternehmen eine Erweiterung für Biogasanlagen entwickelt, die das dort produzierte Gas in rDME umwandeln soll – einen regenerativen Energieträger, dessen Anwendung Primagas noch in diesem Jahr erstmals in einem groß angelegten Feldtest bei ausgewählten Kunden demonstrieren wird.

Die Vereinbarung beinhaltet rDME, das in einer Biogasanlage gewonnen wird. Diese soll als bislang erste mit der FlexDME-Erweiterung ausgestattet werden und bis zu 30 Tonnen rDME im Jahr liefern. „Wir freuen uns sehr über die Partnerschaft mit ARCUS. Tests mit rDME – unter anderem aus Biogas – bei ausgewählten Kunden sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Markteinführung“, sagt Stefan Schmidt, Head of Sustainable Fuels & Public Affairs bei Primagas. „Gerade zum Start der neuen Bundesregierung setzen wir so ein starkes Zeichen. Wir zeigen, dass der Flüssiggassektor in Deutschland innovativ ist und die Energiewende aktiv mitgestalten will.“ Die Absichtserklärung beider Unternehmen soll den Weg zur Marktreife des erneuerbaren Energieträgers ebnen, der perspektivisch einen Beitrag zu einer klimafreundlichen Wärmeversorgung leisten wird – insbesondere im ländlichen Raum.

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Die Unterzeichnung des Letters of Intent in Berlin (v.l.n.r.): Thomas Maus (Bereichsleiter Technik bei Primagas), Stefan Schmidt (Head of Sustainable Fuels & Public Affairs bei Primagas), Dimitrios Gavrilis (ARCUS), Andreas Caporale (ARCUS), Andre Werner (Geschäftsführer bei ARCUS)
Bild: PRIMAGAS

Von dem zeigt sich auch Andre Werner, Geschäftsführer der ARCUS Technologie GmbH, überzeugt: „Das Projekt zeigt, dass innovative Synthese- und Prozesstechnologien, gekoppelt mit einem regionalen grundlastfähigen Kohlenstoffdargebot, einen Beitrag zur ländlichen regenerativen Wärmeversorgung leisten können. Darüber hinaus ermöglicht das Anlagenkonzept sowohl eine Grundlastfunktion als auch eine regelbare Funktion und kann somit sowohl einen Beitrag zur Netzregelung als auch zur saisonalen Energiespeicherung leisten. Darüber hinaus wird der deutschen Agrarwirtschaft ein weiteres Geschäftsmodell präsentiert, das potenziell die regionale Wertschöpfungskette stärken kann.“

Rene Kunz, Geschäftsführer der ASTRA Industrieanlagen GmbH zeigt sich ebenso überzeugt von den technologischen und wirtschaftlichen Potenzialen der Technologie. „Das Projekt zeigt, dass ein hochspezialisierter und qualitativ hochwertiger deutscher Anlagenbau innovative Prozessanlagen fertigen kann, die einen Beitrag zur Transformation des Energie- und Wärmemarktes leisten werden. Für die zukünftige Fertigung, Lieferung und Inbetriebnahme dieser Anlagen sehen wir hier in Reinsdorf ein erhebliches industrielles Wertschöpfungspotenzial.“

Neue Heizoption für Regionen ohne Netzversorgung

Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt in ländlichen Regionen. Viele Haushalte und Unternehmen haben auf dem Land keinen Anschluss an die öffentlichen Gas- und Wärmenetze. Um ihnen eine weitere netzunabhängige, bezahlbare und flexible Lösung anbieten zu können, testet Primagas seit Herbst 2023 in Kesselsdorf bei Dresden den Einsatz von rDME in bewährten Gasbrennwertthermen. „Wir arbeiten intensiv an unserem neuen regenerativen Produkt Futuria DME“, erklärt Thomas Maus, Bereichsleiter Technik bei Primagas. „Mit rDME können die CO₂-Emissionen allein im deutschen Gebäudesektor um mindestens 4,5 Millionen Tonnen pro Jahr reduziert werden“, ergänzt er. Das besagt eine Studie von Frontier Economics aus 2024, die im Auftrag von Primagas
erstellt wurde und das Potenzial von rDME für eine erfolgreiche Energiewende belegt.

Info → Futuria DME,  Primagas

Modulares Anlagenkonzept für den dezentralen Einsatz

Die FlexDME-Technologie von ARCUS soll die effiziente Produktion von rDME direkt an Biogasanlagen ermöglichen. In kompakten, containerbasierten Modulen soll das Biogas vor Ort zunächst in Synthesegas und anschließend mittels einstufiger DME-Synthese in rDME umgewandelt werden. Die Lösung ist schnell installiert, flexibel einsetzbar und funktioniert unabhängig von bestehenden Netzinfrastrukturen. Studien rechnen damit, dass bis zu 70 Prozent der bestehenden Biogasanlagen stillgelegt werden, wenn sich keine sinnvolle Anschlussverwendung findet. Den Betreibern von bis zu 5.000 Biogasanlagen in Deutschland, deren Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) alleine bis 2028 endet, könnte die Erweiterung somit neues Potenzial bieten.

Weitere Informationen gibt es unter:
www.flexdme.de (FlexDME-Technologie)
www.arcus-pb.de (ARCUS)
www.astra-industrie.eu (ASTRA Industrieanlagen)