Thüringer Kirchengemeinden setzen auf körpernahe Wärme

Erfurter Kaufmannskirche setzt im Zuge der Sanierung energiesparendes Heizkonzept mit Fußbodenheizung, Fernwärme und Heizkissen um. Auch Johanniskirche in Ellrich nutzt nun flexible Sitzheizlösungen “heatme smart“.
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Seit der Sanierung der Erfurter Kaufmannskirche fällt durch die Entfernung der Emporen mehr Tageslicht in den Kirchenraum

Rückläufige Mitgliederzahlen und sinkende Kirchensteuereinnahmen, Kirchenräume, die immer seltener genutzt werden, und gleichzeitig steigende Energiekosten und notwendige Klimaschutzmaßnahmen: Viele Kirchengemeinden stehen vor großen Herausforderungen. Ein Weg, gegenzusteuern und wieder mehr Menschen in die Kirchen zu holen, sind kulturelle Veranstaltungen wie Jazzkonzerte, Tanzabende und Kunstausstellungen – sei es eigene oder durch Vermietung der Räume. Bei manchen dieser Veranstaltungen stören die schweren Kirchenbänke, wie sie traditionell üblich sind. Praktischer sind Stühle, die nach Bedarf aufgestellt werden können.

Dies haben auch die Kirchengemeinden der Kaufmannskirche in Erfurt und der Johanniskirche in Ellrich beschlossen, als sie ihren Umbau planten. In beiden Kirchen waren Sanierungsmaßnahmen nötig. Im Zuge dessen wollten sie gleich so umbauen, dass die Kirchenschiffe vielseitiger genutzt werden können. Die Bänke kamen raus und moderne Stühle rein – und für diese schafften sie flexible Sitzheizlösungen „heatme smart“ von Moonich an, um nach Bedarf angenehme, körpernahe Wärme bereitzustellen. Die langlebigen Akkus werden zeitsparend kabellos mit moderner Induktionstechnologie geladen.

Etappenweise Sanierung und Modernisierung der Kaufmannskirche in Erfurt

Bei der Evangelischen Kaufmannskirche, eine der ältesten Pfarrkirchen der thüringischen Landeshauptstadt, war die Substanzerhaltung das drängende Thema. Ihr Vorgängerbau wurde 1248 erstmals erwähnt, zu der Zeit war es die Kirche der ansässigen Kaufleute. Direkt an der Hauptgeschäftsstraße Anger gelegen, befindet sie sich heute im Zentrum Erfurts.

Nach einem vierjährigen Entwurfsprozess fand die Modernisierung in mehreren Etappen statt. Den Anfang machten von 2007 bis 2009 die Maßnahmen für die Außensanierung und die Substanzerhaltung. 2013/2014 wurden der Altarraum und der Altar saniert. Von 2016 bis 2021 wurde das Kirchenschiff saniert und umgebaut.

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Eine mit Fernwärme betriebene Fußbodenheizung temperiert heute den Kirchenraum mit einer Vorlauftemperatur von 60 °C

Eine der größten Maßnahmen war der Rückbau der im 19. Jahrhundert errichteten Emporen auf der Süd- und Nordseite. „Sie wurden aktuell im Wesentlichen als Abstellfläche genutzt, sorgten aber für Verschattung und machten den Kirchenraum dunkel“, erzählt Peter Tandler, Architekt und Mitinhaber des Erfurter Architekturbüros Smits + Tandler. Sein Büro berät die Kaufmannsgemeinde schon seit 2005 und hat auch die Pläne für die Sanierung erstellt. Seitdem die Emporen entfernt wurden, fällt viel Licht durch die großen gotischen Fenster in den Kirchenraum, wodurch er nun viel heller ist und freundlicher wirkt.

Fußbodentemperierung mit Fernwärme

Im Zuge der Erneuerung des Fußbodens wurde auch eine Fußbodentemperierung eingebaut. Sie läuft mit einer Vorlauftemperatur von 60 °C und wird mit Fernwärme betrieben. Unterteilt ist sie in drei Heizkreise, die je nach Veranstaltung in Betrieb genommen werden können. Eine Fußbodentemperierung ist gleichwohl ein träges System und sollte nicht zu oft ein- und ausgeschaltet werden. Deshalb lohnt es sich nur, sie einzuschalten, wenn in einer Woche mehrere Veranstaltungen stattfinden. Für die Übergangszeiten, in denen es noch wechselhafte Temperaturen gibt, hat die Kirchengemeinde deshalb eine andere Lösung gefunden.

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Die Wärmekissen heatme smart liefern körpernahe Wärme nur, wenn jemand darauf sitzt
Bilder: Moonich / Günther Stöhr

Sie hat 72 Wärmekissen „heatme smart“ und zwei Ladetower des bayerischen Experten für elektrische Heizlösungen Moonich angeschafft. Mit den akkubetriebenen Sitzheizkissen kann die Kirchengemeinde ihren Besuchern körpernahe Wärme nach Bedarf und so auch mehr Komfort bieten. „An einem kalten Tag oder Abend werden sie einfach auf die Stühle gelegt, so dass die Besucher die Wärme unmittelbar am Körper spüren und ein Gefühl der Behaglichkeit empfinden“, erklärt Moonich-Geschäftsführer Lars Keussen das Prinzip.

Die langlebigen Akkus mit Lithium-Eisen-Phosphat (LiFePO)-Technologie werden im Ladetower mittels Induktionstechnologie kabellos geladen. So ist der Zeitaufwand für das Laden der Akkus minimal, was ein Vorteil bei den knappen haupt- und ehrenamtlichen Ressourcen in Kirchengemeinden ist.

Mit einer Speicherkapazität von 20.000 mAh und maximal 15 Watt Heizleistung beträgt die Heizdauer der „heatme smart“-Wärmekissen bei durchgehend höchster Stufe mindestens viereinhalb Stunden und im Ökomodus mindestens acht Stunden. Der in den Kissen integrierte Präsenz-Sensor sorgt dafür, dass die Kissen nur heizen, wenn jemand darauf sitzt. Das dreistufige Heizsystem kann über eine Bedienlasche angesteuert werden.

Die Baumaßnahmen in der Kaufmannskirche wurden durch Förderung aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), Sparte Kultur und Tourismus, Fördermittel des Bundes, des Landes Thüringen sowie kirchliche Mittel finanziert. Die Sitzheizlösungen als Teil des Heizsystems sind darin enthalten.

Körpernahe Wärme schont Kunstgut in der Kirche

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Der Umbau der dreischiffigen Johanniskirche in Ellrich wurde 2022 abgeschlossen
Bild: Smits + Tandler

Die Temperierung mit der Strahlungswärme über dem Fußboden und den Heizkissen schont zudem die Kunstgüter. Indem nun vor allem in den Übergangszeiten bei Bedarf temperiert wird, sinken auch die Energiekosten, zumal die Heizkissen einen minimalen Energiebedarf haben. „Für die Gemeinde war es wichtig, mit einer flexiblen Bestuhlung auch unterschiedliche Gottesdienstformen besser umsetzen zu können“, sagt Pfarrer Tilmann Cremer mit Blick auf die schon vor Jahren getroffene Grundsatzentscheidung.

Seit Ende 2021 sind die Sanierungsarbeiten abgeschlossen, jetzt finden noch kleinere Arbeiten statt, so wurde zum Beispiel das Orgelprospekt restauriert. Entstanden ist ein heller freundlicher Kirchenraum, der für klassische und innovative Gottesdienste, aber auch unterschiedlichste Veranstaltungen genutzt werden kann sowie Tradition und Moderne verbindet.

Johanniskirche in Ellrich

Das Architekturbüro Smits + Tandler hat auch den Kirchenbauverein der evangelischen Kirchen St. Johannis und St. Marien in Ellrich bei der Modernisierung unterstützt. Ellrich ist die nördlichste Stadt des Freistaates Thüringen und liegt am Südrand des Harzes. Die Geschichte der dreischiffigen Hallenkirche St. Johannis geht bis in das Jahr 950 zurück. Zwischenzeitlich war die Kirche nach schweren Beschädigungen viele Jahre gesperrt. Ab 1991 wurde sie saniert und 2008 wieder eingeweiht. Ende 2022 war der Umbau zur Netzwerkkirche weitgehend abgeschlossen und auch hier wurde ein flexibles Nutzungskonzept nach den Plänen von Smits + Tandler umgesetzt.

Die Johanniskirche soll nun eine Begegnungsstätte sein, heißt es auf der Website, „ein offener Raum für viele Anlässe, ein kultureller Mittelpunkt für Ellrich und die ganze Region“. Der Veranstaltungsraum mit circa 500 Quadratmetern bietet Platz für bis zu 150 Personen. Die multifunktionalen Einrichtungen können für verschiedenste Anlässe wie Konzerte, Lesungen und Tagungen genutzt werden. Das Angebot wird bereits von zahlreichen Institutionen genutzt. Für die kühlen Tage stehen 36 Heizkissen „heatme smart“ mit dem dazugehörigen Ladetower zum Laden der Akkus bereit.

Info → heatme