Hohe Erwartungen und gute Alternativen in der Kontrollierten Wohnraumlüftung

Ein Gespräch mit Christian Bolsmann, Pluggit GmbH und S&P Deutschland GmbH
Jahrelang konnten Hersteller, Händler sowie Verarbeiter in der SHK-Branche im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Vollen schöpfen. Es herrschte stets eine Fülle an Rohstoffen, Waren und auch Dienstleistungen, die  Einkäufern in der Regel zum Vorteil gereichte.

Wie sich diese Situation aktuell darstellt, was zukünftig noch passieren kann und wie hoch die Erwartungshaltung an die Komfort Wohnraumlüftung (KWL) in Zeiten von Covid 19 ist und was er vom neuen Umweltschutzgesetz  in der Immobilienwirtschaft erwartet, besprachen wir mit Dipl.-Ing. Christian Bolsmann. Er ist Geschäftsführer der Pluggit GmbH und der Soler & Palau Deutschland GmbH.

Die GebäudeTechnik: Herr Bolsmann, wie haben Sie das bisherige Jahr 2021 in geschäftlicher Hinsicht erlebt?

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Christian Bolsmann, Geschäftsführer Pluggit GmbH und Soler & Palau Deutschland GmbH

Christian Bolsmann: Bis heute kann ich sagen, durchaus positiv – bei Pluggit sind wir in der glücklichen Lage, dass  immer noch ein extrem hoher Bedarf an Wohnraum da ist. Daher ist die Absatzsituation nach wie vor sehr gut. Bei S & P haben wir aufgrund unseres sehr breiten Produktportfolios ebenfalls ein gutes erstes Halbjahr. In beiden Unternehmen haben wir die Zeit, in der wir nicht reisen konnten – und dadurch  an Büro und Homeoffice `gefesselt´ waren – nutzen können, um bei der Optimierung sowie teilweise Neuausrichtung unseres Produktportfolios ordentlich voranzukommen. Daher blicken wir gut gerüstet in die Zukunft.

Die GebäudeTechnik: Dieser komfortable Zustand wird ja aktuell von zahlreichen Nachrichten erschüttert: Nachdem Kunststoffe, Holz, Stahl und Kupfer in den letzten Wochen starke Preisanstiege zu verzeichnen hatten, gehören nun auch Dämmstoffe dazu. Wie wirkt sich das auf Ihre Preis- und Liefersituation aus?

Christian Bolsmann: Das ist leider vollkommen korrekt. Ich glaube viele Unternehmen, so auch wir, haben sich sehr stark darauf konzentriert, eine Situation zu schaffen, die vornehmlich den Schutz der Gesundheit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie die Aufrechterhaltung der Lieferfähigkeit berücksichtigt hat. Wir haben versucht, alles zu beachten und möglichst weit vorauszuschauen. Doch eine Lage, wie Sie jetzt gerade herrscht, und die so schnell mit so gravierendem Ausmaß gekommen ist, hatten zumindest wir nicht auf dem Schirm. Und da kann sich leider niemand `wegducken´, das trifft auch uns in beiden Unternehmen mit voller Härte. Gott sei Dank haben wir recht schnell reagiert und unsere Lagerkapazitäten so hoch gefahren wie möglich, weshalb wir aktuell keine Lieferengpässe haben.

Die GebäudeTechnik: Erläutern Sie das bitte unseren Lesern?

Christian Bolsmann: Sehr gern: Wie mittlerweile allgemein bekannt ist, haben gewisse Nationen sehr vorausschauend gehandelt und die Rohstoffmärkte leergekauft. Daher kommt es zu immensen Nachfragen, die die Preise für fast alle Rohstoffe extrem in die Höhe getrieben haben. So kommt es zu einem Doubledip, rasant steigende Preise bei äußerst langen Lieferzeiten. Wer da nicht frühzeitig vorsorgen konnte, hat jetzt ein echtes Problem.

Die GebäudeTechnik: Hinsichtlich der aktuellen Pandemiesituation sehen TGA-Fachplaner, Verarbeiter und Nutzer in der KWL gern eine Alternative zum ständigen (und relativ unkontrollierten) Lüften über die Fenster. Ist das realistisch?

Christian Bolsmann: In dieser Pandemie ist vielen erst richtig klar geworden, wie wichtig frische, saubere Luft ist. Und das gilt nicht nur für den Wohnraum. Insbesondere im Winter ist Lüften über die Fenster nicht die beste Lösung. Ich erinnere mich da an unsere Tochter, die mit Mantel und Decke im Klassenzimmer gesessen hat um sich möglichst nicht zu erkälten. Wer in der Lage ist, einen ausreichenden Luftwechsel mechanisch zu realisieren, ist da klar im Vorteil. Und wenn man dann noch über eine Wärmerückgewinnung verfügt, freut sich auch das Portemonnaie.

Wir betrachten daher die KWL als sinnvolle Alternative sowohl zum klassischen Lüften über das Fenster als auch zur Luftreinhaltung. Pluggit hat für beides Lösungen entwickelt. Auf der einen Seite verfügen unsere Lüftungssysteme über eine Wärmerückgewinnung und können sich über intelligente Smart Home Systeme (z.B. Evon, Wibutler, myGekko) mit anderen Haustechnikgeräten verbinden und so extrem effizient agieren. Zum anderen sorgen Komfortprodukte wie beispielsweise unser PluggVoxx pure dafür, dass die Luft gut aufbereitet ist.

Die GebäudeTechnik: Zu Ihrem Stichwort PluggVoxx pure: Das Thema Aerosole beschäftigt momentan viele Menschen. Kann Pluggit mit der Technik der bipolaren Ionisation die Sicherheit in Innenräumen wieder bzw. weiter erhöhen?

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Mit PluggVoxx pure lassen sich schädliche Aerosole Dank bipolarer Ionisation aus der Raumluft entfernen

Christian Bolsmann: Auf jeden Fall. Mit PluggVoxx pure erzeugen wir positive und negative Ionen, wie sie z.B. bei einem Gewitter entstehen. Seit langem wissen wir, dass wir damit Gerüche `tilgen´ und Pollen einkapseln können, die dann nicht mehr in die Lunge eindringen und so keinen Schaden verursachen können. Seit Beginn der Pandemie haben sich weltweit unterschiedliche Labore zur Aufgabe gemacht, herauszufinden, welche Technologien negative Einflüsse auf Viren haben. Z.B. bestätigte das Fraunhofer Institut in einer von der DEHOGA Bayern in Auftrag gegebenen Studie die Wirksamkeit dieser Technologie. Wir haben also mehrere wissenschaftliche Belege, dass unsere im PluggVoxx pure verwendete Technologie Bakterien und Viren – so auch Covid Viren – inaktiviert. So kann man beim Einsatz des PluggVoxx pure gleich mehrere Vorteile generieren und das bei extrem niedrigen Betriebskosten.

Die GebäudeTechnik: Denken Sie, der Markt schätzt Ihr Angebot auch so positiv ein wie Sie?

Christian Bolsmann: Wie eben bereits erwähnt, ist das Bewusstsein für Lüftung deutlich geschärft worden und auch `Ergänzungstechnologien´ zur Luftbehandlung werden heute sehr positiv bewertet.

Die GebäudeTechnik: Lassen Sie uns noch einen Blick in die Branchenzukunft werfen: Die aktuellen Entwicklungen heben den Klimaschutz auf ein neues, höheres Niveau. Das Klimaschutzgesetz verlangt von der deutschen Immobilienwirtschaft eine Senkung des CO2-Ausstoßes von etwa 40 % bis zum Jahr 2030. Wie sind diese Ziele Ihrer Meinung realistisch umsetzbar ?

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Ein einheitszentrales Lüftungssystem für viele Einsatzmöglichkeiten: PluggPlan eignet sich für den Neubau sowie für die Bestandssanierung
Bilder: Pluggit GmbH, München

Christian Bolsmann: Wie nicht selten in Deutschland – und da stehen wir nicht allein da – hat man viel zu lange zugeschaut und nicht kosequent genug wirksame Programme aufgelegt bzw. verfolgt. Jetzt ist man aufgewacht und bei fast allen Parteien steht Klimaschutz ganz oben auf der Agenda. Wir müssen uns mächtig ins Zeug legen, um die angestrebten Ziele zu erreichen. Die gute Nachricht ist, dass die Wärmerückgewinnung hier einen direkten Beitrag leisten kann. Wenn beispielsweise eine ca. 100 m² große Wohneinheit mit Gasbrennwert-Technologie ausgestattet wird, liegt das CO2-Einsparpotential einer KWL mit WRG im Durchschnitt bei 0,5 t/ a. Hochgerechnet auf 2 Mio. Wohneinheiten (Neubau + Sanierung) können so etwa eine Mio. Tonnen CO2 eingespart werden. Aus meiner Sicht ist es also sehr wichtig, die Effizienz von Gebäuden mehr zu berücksichtigen und nicht nur auf `klimaneutral erzeugte Energie´ zu schauen. Lüftung mit Wärmerückgewinnung ist ein wichtiger Baustein, denn wir dürfen die Verschwendung der Ressourcen nicht vorantreiben.

Die GebäudeTechnik: Im Klimaschutzgesetz ist der Abbau von CO2 nun beschlossen – werden die vorgegebenen Zwischenziele nicht erreicht, muss das zuständige Bauministerium binnen drei Monaten Sofortmaßnahmen vorlegen, um die Abweichungen im Folgejahr zu kompensieren.  Was wünschen Sie sich von zukünftigen Bundesregierungen im Bezug auf diesen ambitionierten CO2-Fahrplan bis 2030? 

Christian Bolsmann: Dass die Ressourcen und die Gebäudeeffizienz nicht aus den Augen verloren werden. Die Lüftung mit Wärmerückgewinnung ermöglicht, dass die Energie, die sonst nach draußen befördert wird, im Gebäude bleibt. Für mich ist das ganz klar auch als regenerativ zu betrachten. Daher würde ich mir wünschen, dass Wärmerückgewinnung als vollwertig regenerativ anerkannt wird oder zumindest auch bei der neuen EE- Klasse der KfW- Effizienzhaus-Stufen (ab 01.07.2021)  als Ersatzmaßnahme bilanziert werden kann. Und wenn man genau hinschaut bzw. zuhört, muss einem klar werden, dass damit dem Klimaschutz geholfen wird und, denken wir nochmal an die Pademie, eine deutliche Verbesserung der Innenraumhygiene gewährleistet werden kann.

Die letzten Jahre haben gezeigt, dass es für eine wirkungsvolle CO2-Reduzieung nicht ausreichend ist, nur die Gebäudehüllen zu dämmen und neue Fenster einzubauen. Immobilienbesitzer  müssen in heizungs- und lüftungstechnischer Hinsicht wesentliche Fördermaßnahmen erhalten, um den Gebäudebestand energetisch zu modernisieren.

Die GebäudeTechnik: Wir bedanken uns für das informative Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg, Herr Bolsmann.

Info → Pluggit